Morbides Marketing
Gestern fand ich einen Kalender vom unweit ansässigen Schlachter im Briefkasten. Jeder Monat des kommenden Jahres mit neuen fettglänzenden Fleischbrocken und Knochenfragmenten bebildert. Zwar ohne erkennbaren saisonalen Bezug, dafür aber durchgehend vierfarbig. Achtkantig wanderte das mit Hautgout behaftete Machwerk in einen bereitstehenden Wertstoffbehälter. Fröhlichere, das Leben bejahende Sujets zur Illustration seiner werblichen Maßnahmen lehnt der mit proteinreichen Leichenteilen Handelnde also ab, setzt mehr aus verknöcherter Tradition als aus Vernunft auf seine schaurig ausgeleuchteten Wurststillleben. Dabei werben andere Einzelhändler längst erfolgreich mit flauschigen Kaninchen an Osterglocken, Weidenkörben, aus denen die allerdrolligsten Kätzchen lugen oder lasziv auf Kraftfahrzeugen lagernde Frauen in frivolen Trikotagen — oder gar so wie der Herr sie schuf.
22. Dezember 2006
Wir hätten tauschen können. Ich habe einen goldigen Tierkinderkalender von der Hausverwaltung.
Du Glückspilz!