Kreislauf
Ein Mann stürzte auf den Bahnsteig. Kreislauf. Unweit erkaltet auf dem Stein ein Imbissgericht, das dem Gestürzten im Fallen aus der Hand glitt. Wenige Augenblicke später hat sich um den bewusstlos Liegenden eine Traube gebildet. Eine ungeschlachte Gruppe, wie mit klammen Fingern lustlos hingezimmert von einem expressionistischen, mit seinem Berufe hadernden Bildhauer an einem regnerischen Novembermorgen. Stumpfsinniges Proletengelöt, das im Halbrund mit einigem Abstand schweigsam steht und gebrochenen Blickes glotzt. Der Mann liegt still, vielleicht atmet er noch. Keiner weiß es. Er ist auch ein Arbeiter, zur Zeit sogar nur ein Stück Leib, nicht Herr seiner selbst, dem in seiner verdrehten Lage der Hintern aus der Hose rutschte. Davongekommen, denkt man, einen anderen warf es heute in die Gosse. Einen, den Alkohol und Siechtum schon länger und stärker aushöhlte.
3. April 2007