Westend

Ein Pullunder von Lacoste, der noch unentschlossen halbhoch vor dem Kühlregal schwebt und, als plötzlich und unerwartet Phil Collins erklingt, munter und beschwingt zu einem probiotischen Joghurtdrink greift. Die eine junge Frau am Telefon so, ich verdien‘ ja jetzt einsdrei auf die Hand: ich meine Halloooo, wie geil ist das denn? Vermutlich heißt sie Ariane oder Vanessa und ist recht groovy drauf. Einsdrei. Die Kehrseite der Medaille: eine depressiv wirkende Dame in Weiß, die Piccoloflaschen sowie Slimsize-Zigaretten kauft und sich bei ihrem Gang durch die Verkaufsräume reptilienhaft schleppend bewegt, wie auf Tabletten, knapp die Hälfte des marilynmansonartig fahl geschminkten Gesichtes wird von einer ausladend dunkelbraunen Sonnenbrille verdeckt. Prosperierendes Poppertum neben still und mit buddenbrookscher Tragik scheiternden letzten Sprößlingen einst angesehener Bürgerfamilien. Alles bei Rewe-Nahkauf. Gibt aber auch ganz normale Assis hier, die intensiv stinken und mit grobschlächtigen Bewegungen Schnapspullen kaufen.



7. September 2007