Herr No entdeckt ein kleines Eiscafé

Als ich mich neulich anschickte einen Spaziergang im nahen Stadtwald zu unternehmen wegen der ansehnlichen Laubfärbung unter anderem. Es gibt dort ein unscheinbares Eiscafé, ich übersah es wohl bislang, man führt auch Biowaren, aber es ist zweifelhaft möbliert. Ich so, hach ein Eis jetzt, vielleicht noch von guter Qualität. Als ich die gelblackierte Schwingtüre zu der Gaststätte aufdrücke, sitzt da eine Frau mit einer Tennisschlägertasche am Tresen. Mich gewahrend verharrt ihre Espressotassenhand irgendwo zwischen Mund und Tischplatte und stellt sodann zögerlich die Tasse direkt neben den Tisch, daß diese auf dem Kachelboden in 1000 Teile zerschellt und der umherspritzende Türkentrank auch Kleidungsstücke befleckt. Ich so ja hier einmal Heidelbeer-Joghurt, Caramel und Straciatella, was soll man machen, der Betrieb muß ja weitergehen. Dann dampfe ich ab mit meinem Speiseeis und blicke kurz durch die großzügige Fensterscheibe in den Innenraum. Angestellte mit Lappen, rote Ohren und Lassen Sie mal, ich mache das schon. Schön, das ist ja recht schmeichelhaft für mich im Moment, das Malheur ereignete sich schließlich weil ich ein gut bis sehr gut aussehender Mann in den besten Jahren bin, aber das wäre doch nicht nötig gewesen, man bestellt doch solche aromatischen Getränke in erster Linie wegen ihrer vitalisierenden Wirkung und weil sie angenehm temperiert sind. Frauen werden wohl heutzutage nicht mehr ohnmächtig und lassen auch nicht das Taschentuch fallen. Das sind Dinge die es nicht mehr gibt: Mieder mit Fischbein, spitzenbesetzte Taschentücher sowie gezückte Riechsalzfläschen.

Ohnmacht bei Frauen: Relikt längst vergangener Epochen oder zeitgemäße Unpässlichkeit? Sollten Frauen wieder häufiger in Gesellschaft ohnmächtig werden? Was meinen Sie? Ihre Meinung ist gefragt, diskutieren Sie mit!



17. Oktober 2007