Herr No schreibt einen Weblogeintrag

Einige dick eingemummelte Boote in den Werften. Der Wind, der in den Planen knattert. Und Eisscherben klimpern in Molltönen im bleigrauen Blesshuhnwasser. Das Hausboot liegt an der Mole; an Deck steht Gerümpel und Brennholz und einzelne Fischreiher waten durch die zahme Brandung. Ein Schlepper, mit Schrott beladen, fährt stromaufwärts. Unsichtbar, hinter den efeuberankten Buchen wälzt sich die Heerstraße über eine Brücke. Die Eisflächen der Seen im Wald sind so zart, daß selbst schwerere Enten einbrechen. Bald über den Eisfilm patschen, bald knisternd schwimmen. Ich blicke in blassgrüne Augen wie feuchte Jade und die Akustik ist komisch. Eine hysterische Frau, die ich dauerhaft am rechten Ende meines Blickfeldes sehe, ist so groß wie ihr Kopf, sie trinkt einen grünlich gefärbten Cocktail nach dem anderen und kreischt und gestikuliert. Den Getränken gebricht es an Kohlensäure, da wenig verzehrt wird. Sie riecht gut. Es geht um Quantenmechanik, schlösse ich die Augen wie es die Katzen tun, wäre die Gaststätte mit ihren glatten Flächen, den nicht auf dem Tisch stehenden Aschenbechern, der irdenen Reisschale undsoweiter vielleicht gar nicht da. Ausgehen in Westberlin. Es ist weltstädtisch, freundlich vertraut wie unser Gespräch und sehr provinziell zugleich. Der Baumpate Ben Wargin mit seiner vermotteten Kunst, das Kantkino: und nach der Vorstellung in die Pizzeria sowieso. Der neue Cronenberg ist sehr gut! Perfekt ausgestattet und besetzt, jede Menge Mafiafilmzitate, ästhetische Gewalt und hitchcockeske Bilder. Im Zuschauerraum saßen allerdings viele Menschen mit schweren Atemwegserkrankungen.



15. Januar 2008