Ein städtebauliches Konzept
Selbst eine der häßlichsten Ecken Westberlins, der Stuttgarter Platz, der eigentlich gar kein Platz mehr ist, mit seiner betonverplombten Kriegskaries, den Import-Export-Läden, dem allgegenwärtigen Pissegeruch, den kleinen Hustlern und schäbigen Stundenhotels versprüht mehr Charme und weltstädtischen Esprit als ganz Berlin-Mitte. Die Fakten liegen auf der Hand: die lichte und schöne Seite der Hauptstadt verfügt über vorzügliche Infrastruktur, sehr gute Gastronomie, gepflegte Grünanlagen und gehobenes, seit Generationen hier verwurzeltes Bürgertum; die apokalyptische Schattenseite der Stadt jedoch wird verkörpert durch in der Gosse vergammelnde Sofas, Crack, Hundescheiße, Gewalt und Glasscherben. Daher plädiere ich dafür, daß nicht mehr zeitgemäße Stadtbezirke, wie Kreuzberg SO36, Mitte und Friedrichshain, dem Erdboden gleichgemacht werden sollten. Die so gewonnenen Baulücken würden dann sukzessive durch gute moderne Geschäftshochhäuser für international operierende Konzerne, Chipfabriken und Produktionsstätten der Biotechnologie geschlossen werden.
20. Januar 2008
Ich muss nachher noch in die Wilmersdorfer zum Zahnarzt. Nach dieser Lobpreisung der Schäbigkeit werde ich garantiert die Kamera mitnehmen. Wenn Berlin arm, aber sexy ist, was ist dann der Stuttgarter Platz? Besudelungstrieb?
Cato Censorius!
Alles abreißen ! Und dann: Parkhäuser .
Es gibt viel zu wenig Parkhäuser.
Parkhäusern haftet leider der schale und nostalgische Beigeschmack des 20. Jahrhunderts an. Die von mir erwähnten chromverbrämten Hochhäuser wären selbstverständlich mit hinreichend Stellfläche für Helikopter ausgestattet. Geradezu umschwärmt, einem Bienenstock gleich. In 510 Metern Höhe, zumeist in Gewitterwolken gehüllt.