Der Weg der Schwere
Wie sehr ich die Ankunft hierher ersehnte, während den mir aufgebürdeten Jahren im Wald.
Meine Stiefel sanken mit den Schritten schmatzend hinab und winzige Falter stoben bei meinem bangen vorbeistreichen auf von den Blättern. Gelegentlich spürte ich die Ketten von Güterwaggons jenseits des widerspenstigen Grüns, das mich umspann und schließlich stoisch nach mir griff, auch mit rostverschorften Dornen, die meinem Leib auflauerten, daß Blut hervorsickerte und zögerlich hinabrann über meine krustigen Schenkel. Die Hunde belferten, wenn auch durch die Zeit verhalten. Bei Tag, wenn ich über die Steppe ging und die Sonne gellte, mir die Lunge matt war vom Staub und bei Nacht, wenn ich im Moor schlief, mir ein Lager aus triefendem Torf zurechttrat und nicht am Feuer saß. Immer hielt ich inne und trank aus der Zinnflasche, die ich bei Dunkelheit in der Waldhütte eines Muschiks gestohlen hatte und ich blickte beim Trinken hinauf in den Himmel, ob der Herr Regen schicken würde oder einen Sturm.
Jetzt liege ich rücklings im halbdunkel auf dem staubigen Boden und flattere mit den dürren Ärmchen um mich hinabzuwedeln in die köstliche Erde, wie eine Flunder. Vorzüglich kühle und aromatische Luft gibt der Herr mir hier zu atmen und einen Knust Schwarzbrot fand ich von seiner Hand vor. In Raum und Zeit hat sich eine aufgelassene Kosakenmiete zu meinen Gunsten materialisiert, die aus bitumenbestrichenen Bohlen gefertigt wurde und draußen im Sonnenlicht von einem Ring aus sieben summenden Bienenkörben umstanden wird. Einige der Bienen schweben schwerfällig, scheinbar wie suchend, unter der Decke und auf einem Sims aus splittrigem Holz steht eine schwächlich glimmende Butterlampe.
Ehe ich die Drohnen der Deutschen sah, hörte ich sie. Ich saß auf einer kleinen Anhöhe in einem Dornenbusch sicher verborgen, rauchte und trank Kwas, in dem Moosbeeren schwammen. Da gewahrte ich, wie sich die Drohnen, angesichts der roten Dächer des kleinen Weilers, der unten beim Bache lag, aus schwärmendem Umherstreichen zu gezielter Zerstörung formierten in titanischer Funktionalität. Sonnig und sehr still war es an diesem Tag und die Kirschbäume blühten. Auch die Vögel waren verstummt, daß ich das rotieren und zarte klickern der Festplatten im Kern des schwarzen Kruppstahles zu vernehmen meinte. Es mögen wohl an die zwei Dutzend gewesen sein. Schließlich wurden leicht entflammbare Kampfstoffe in die Ausstoßdüsen gepumpt.
Mein Vater fuhr ein stattliches Auto, dessen Motor nach Herrenzimmer und Antilopenleder klang. Einst bewohnten wir auch ein gutes Haus. Dann brachte man uns zu einer Waldstelle, wohl hundert Werst von den Gleisen entfernt, und mein Vater musste seine Uhr abgeben.
2. Juli 2010
schööön… das sind Tönungen, die man aus vergilbten Fotografien aus Kolonialzeiten kennt.
Es riecht nach Leder und Tabak..
Ich wurde durch diesen luftigen Text sogleich an „Und die Eselin sah den Engel“ von Nick Cave erinnert. Ich mag jetzt nicht erklären, warum. Es ist zu heiß, weit und breit kein kühlendes Moor…