Ein umgestülpter Regenschirm
Der Wind wirbelt Blätter, Folienfetzen und aus den Briefkästen fortgerissene Prospekte hinauf in die turbulente Luft zu einem rauhen Konus aus Murks durch den der Sprühregen stiebt. Ein Hund von kleiner Statur sitzt draussen vor der Scheibe, bibbernd, angeleint und dabei still ergeben, wie es sich wohl für einen Gesellschaftshund geziemt. Se ham ja noch Sturm angesacht für heute, sagt eine Frau, die ein Suppengrün hat und Teltower Rübchen. Zu ihr aufblickend, wendet die Kassiererin suchend eine eingeschweißte Ware, hinter deren Haut aus Kunststoff ein Vakuum herrscht, dabei fährt zufällig ein roter Strahl über ihr Gesicht, huscht über die Falte neben Mund und Nase, die gütigen Augen, die umwelkt sind von weicher Haut und verliert sich über ihrem schwindenden Haaransatz von künstlicher Tönung. Unjemütlisch, viel Reejen biszum Wochenende hamse jesaacht, sagt sie und nennt zugleich eine Summe. Sie blickt gleichmütig durch die Scheibe in das Grau, als die Frau nach Münzen sucht, bar ihrer Brille einige zur Auswahl auf die vorgestreckte Handfläche schüttet. Oder graurote Männer, die an der Kasse einen polternden Sparwitz machen und um Anerkennung heischend hastig den Hals lang machen, nach anderen Menschen in der Schlange, die mit ihnen lachen oder wenigstens den Blick nicht abwenden. Triefäugig blinzelnd, mit senffarbenen Regenjacken bekleidet, die leise rascheln.
7. November 2007