Play a sad melody, the only one they know

Die Räume sind geschnitten wie die Ferienwohnung in Uffing, in der ich als Kind mit meinen Eltern den Sommerurlaub verbrachte und wie dieses düstere Durchgangszimmer in Neukölln, in dem wir in den Salad Days hinter heruntergelassenen Jalousien die Nächte durchkifften. In der Wohnung stehen sehr viele Betten, die Gänge zwischen ihnen sind schmal. Es ist Nacht. In den Betten, die Köpfe unter den Decken versteckt, versuchen Menschen zu schlafen, wälzen sich aber nur unruhig hin und her, da M und ich geräuschvoll ein futuristisches Fahrzeug zusammenbauen. Jede freie Fläche ist mit Spezialteilen, die für das Fahrzeug benötigt werden, übersät, so auch die Bettdecke eines Bettes in der Ecke, unter der A leise stöhnend versucht einzuschlafen. Sie hat einen alten, behinderten Schäferhund mitgebracht, der ohne Unterlass durch die Wohnung schleicht und einen Klumpfuß hinter sich herzieht. M und ich hören bei der Arbeit Wall of Voodoo, wieder und wieder, sehr laut und singen schlecht, aber mit Inbrunst mit und machen dabei pathetische Gesten. Am Boden stehen gleissend helle Bauscheinwerfer, und jede Bewegung wirft lange Schatten, auch der ruhelose und gebeugte Hund, dessen Silhouette belalugosihaft über die Tapete geistert. Ich erwache, weil auf mir ein russischer Sumōringer sitzt, mit blondierten Hundehaaren. Seine Haut ist teigig, wulstig und mit Kronen, kyrillischen Zeichen und naiv realistischen Motiven seines Verbrecherlebens tätowiert. Der Sumōringer war der Schäferhund, er hat sich irgendwie verwandelt, nur seine Haare sind geblieben und die dampfend gelben Raubtierzähne.



27. Februar 2008