Écriture automatique I
Mit dem Fahrrad spazierenzufahren durch das Umland erzeugt ein gemischtes Gefühl aus Freiheit und daraus resultierender Reinigung. Ich hatte es ein wenig vergessen und es behagt mir, auch wenn es an der Landschaft einiges zu kritisieren oder zu bemäkeln gäbe. Dann stand ich auf einer, die Havel überspannenden Brücke, der Blick öffnete sich weit und aus den Baumknäueln am fernen Ufer spitzen oben die Kirchtürme raus, die im Sinken begriffene Sonne färbte alles orangerot, bald violett, bald blau und ein schwerer Güterzug donnerte über die Brücke, daß alles schwankte und unten in seinem Motorboot popelte sich ein Beamter der Wasserschutzpolizei in der Nase, da er sich unbeobachtet wähnte. Auch fuhren Motorboote im Kreis herum und zogen Menschen an einer Leine hinter sich her, das schmeckt mir nicht dieser Wermutstropfen in Form von Wasserski, ich finde aus dem restlichen Öl sollten lieber Plastiktüten hergestellt werden oder solche Kunststoffkästen für den Kühlschrank, wenn man mal eine Ananas nicht geschafft hat. Ananas soll ja den faden Geschmack des Spermas vertreiben, dem Mannessaft vielmehr eine fruchtig süße Note verleihen, las ich neulich irgendwo, sicher im Internet. Auch das Kühe sehr wohl schwitzen, unter den schwarzen Flecken mutmaßlich mehr, so es sich denn um Schwarzbunte handelt. Allerdings stellte sich mir dann ein quadratköpfiger Wachschutzmann in den Weg, als ich volle Kanne mit dem Fahrrad fuhr, sie können hier nicht weiter – sinngemäß – weil ein musikalisches Event durchgeführt wird. Mir passen diese Typen nicht, mit ihrem kargen Wortschatz und ihrer mangelhaften sozialen Kompetenz, überhaupt dieses doofe Schloß da, genau genommen ist das ganz schön kitschig, maßlos überschätzt und man könnte es recht gerne auch in die Luft sprengen, mit TNT beispielsweise, und dafür Gropiusstadt und das Märkische Viertel zum Weltkulturerbe erklären. Jedenfalls galt es einen Riesenumweg zu fahren und dann war es dunkel und ich stieg nebst Fahrrad in die S-Bahn und mir schräg gegenüber saß eine ältere Dame mit ihrem Mann, sie trug eine hellblaue Bluse, darauf waren die Silhouetten von Pferden zu erkennen, recht räumlich, als flögen die Tiere in der Luft herum, aber ihre Körper waren kariert, wie es Schottenröcke sind, und an manchen Stellen waren die Pferde mit Metallschnallen zusammengebunden. Die Frau war äusserst nervös und nestelte viel am Revers ihrer hippophilen Psychobluse herum und der Kopf fuhr hin und her zwischen ihrem Gatten und der nunmehr finsteren Scheibe in der sie ihr Spiegelbild, ihre pechschwarze Pudeldauerwelle auch betrachtete. Der Mann trank Pilsener Bier, sie die Neige einer lauwarmen Orangenbrause, die schillernde Blasen warf, als sie die Pulle an den Hals setzte.
8. Juni 2008
Auf der Brücke habe ich auch schon mal Angst vor einem parallel vorbeirauschenden Zug gehabt. Gepopelt habe ich dann aber selbst – zur Kompensation.
Ich wundere mich nicht, Sie so selten in der imaginären Welt anzutreffen, wo die reale doch wesentlich bunter schillert.
Danke wieder einmal für die schönen Bilder!
gropius ist doch weltkulturerbe? jedenfalls nicht in berlin. mir missfällt dieser fachwerkfanatismus auch zusehends.
Gropiusstadt ist was für Liebhaber
der Modernedes Brutalismus. (Bekannt auch durch Christiane F. Die ebenfalls von Walter Gropius erbauten Bauhaus-Gebäude in Dessau sind tatsächlich bereits Weltkulturerbe.)Wie Sie das machen, wunderschön. Ich freue mich schon auf mehr.