Erster Entwurf für eine Architektur gegen den Menschen
Es sollte ein Labyrinth gebaut werden im Stile der Hecken-Irrgärten vergangener Jahrhunderte, von bislang unbekannter, also gigantischer Größe. Die Wege wären von meterhohen, schwarzen Stahlbetonsegmenten begrenzt, welche sich im Boden versenken oder emporfahren ließen und verliefen ohne deutliches Muster. Den bestehenden Lösungsregeln für komplexe Irrwegesysteme oder GPS entzöge sich das Labyrinth natürlich, da sich die Wände, einem raffiniertem Algorithmus folgend, hinter den Menschen öffneten oder schlössen. Es gäbe kein Entrinnen für den planvoll Handelnden, nur wer seinem Willen entsagte, sich dem Chaos hingäbe, fände früher oder später wieder aus dem Irrgarten heraus, wie behauptet werden würde. Gäbe es im Inneren eine Gaststätte, würden dort auf Fragen nach dem Weg nur kesse Antworten gegeben, die Bediensteten wüssten es ja selbst nicht. Bestellte der Gast eine Tasse Kaffee, so bekäme er beispielsweise eine Flasche Limonade. Spräche ein Gast vom Universum, so täte der Angesprochene so, als ginge es um die Zwergenmumie von Wyoming. Eine Gaststätte wäre hier kein Ort des Schutzes oder der Behaglichkeit, sondern ein Ort der besonderen Verzweiflung, weit entfernt von den Ränder des Irrgartens aber natürlich nicht in seiner Mitte.
19. Oktober 2008
Implementierung des ersten Drafts: Rost- und Silberlaube der FU Berlin.
Der Berliner Hauptbahnhof als Prototyp für Geworfenheit in Glas und Stahl; die Demütigung des Menschen als Gestaltungsprinzip wird in größerem Rahmen auf eine chinesische Stadt angewandt werden. Gut so.