Wir wollen wieder schöne Tierfilme sehen!
Ich habe keinen Fernseher, einerseits weil mir die Anschaffung eines Gerätes zu kostspielig ist, aber auch weil mir das Programm nicht zusagt. Wenn ich alle Jubeljahre einmal bei Bekannten zu einem Fernsehabend eingeladen bin, denke ich im Stillen bei mir, da hast Du nichts verpasst, dafür ist dir das Leben zu kurz. Für diesen Schmutz.
Wird das Thema Fernsehen angeschnitten, in einem Gespräch, so höre ich oft, man schaffte sich die Flimmerkiste an, um zu wissen, was in der Welt vorgeht (Heute Journal) und wegen Arte.
Betrachtet man Nachrichten, in denen die Gesichter von Guido Westerwelle und Ronald Pofalla gezeigt werden, mit Ton, sterben sofort mehr Gehirnzellen ab, als nach dem Genuss von einem großen Seidel Bier. Die Bundesregierung greift aus unterirdischen Laboratorien unsere Gehirne mit Sendern und Vril-Energie an und Arte wird vom Franzosen geführt.
Aber die schönen Tierfilme! Und sehen Sie, da denke ich dann: Touché! Was da gezeigt wird, ist wirklich famos! Diese grandiosen Aufnahmen von Tieren in ihren angestammten Habitaten. Und die Kamera ist dicht dran, als könnte man die Hand ausstrecken und die Tiere streicheln. So realistisch! Und gut gemacht, die Kameramänner müssen wohl nie niesen und auch nicht sehr oft austreten. Als Tierfilmer braucht man eine starke Blase, das steht fest, wie das Amen in der Kirche. Wie die kleinen Murmeltiere da aus ihren Bauten mehr purzeln als tapsen und die kleinen Bernsteinäuglein blitzen in der ersten Frühjahrssonne. Drollig ist das. Oder ein kleines Rehlein, das an der Kamera vorbeischnürt (sicher ferngesteuert die Kamera und mit dollen Objektiven ausgestattet, anders kann ich mir das nicht erklären) und dann, Schnitt, ist das Auge des Betrachters unter der Wasseroberfläche und Tierkinderbeinchen paddeln recht unbeholfen in Bergseewasser, daß es nur so eine Art hat.
Aber dann kommt heutzutage immer der Moment, da der Toningenieur die dramatische Musik aufdreht, und dann treten unsympathische Fressfeinde auf um kleine Tiere aufzuessen, zu denen der Betrachter erst eine kurze aber ungleich tiefe empathische Bindung entwickelte. Stop! Solche Bilder müssen rausgeschnitten und vernichtet werden. Weil es grausam ist und auf den billigen Voyeurismus kranker Menschen zielt. Weil wir, die Zuschauer, uns somamäßig einlullen lassen wollen. Es sehen auch Kinder zu! Was sind das nur für Menschen in den Sendeanstalten? Ich gebe Ihnen die Antwort: es ist der Franzose, der es zulässt, daß Zwergspitzmäuse von Eulen gefressen werden. Es ist dieser Artesender, der so deviante Inhalte bringt.
Es sollen vor allem keine Zwergspitzmäuse sterben. Bitte helfen auch Sie! Schreiben Sie an die Verantwortlichen! Wir möchten wieder schöne Tierfilme sehen. Wer Leid und Vernichtung zu sehen wünscht, möge Dokumentationen über Ausschwitz oder die DDR einschalten; das ist ein anderes Paar Schuhe. So einfach ist das.
12. Februar 2010
Sehr richtig! Eine schleimtriefende Laudatio auf Ihr Gesamtwerk finden Sie übrigens hier:
http://hochgejazzt.weebly.com/1/post/2010/02/arabica-roadkill.html
Ich kann nicht mit jedem Text was anfangen.. aber diese Stilsicherheit ist umwerfend. Das ist, als wenn ich an einem Tag ein Programm schreibe, am nächsten einen Tisch baue, um am übernächsten ein 4-Gänge-Menü zu zaubern. Heute ein Text aus der Sicht einer Hegemann, morgen den eines sentimentalen alten Zausels, morgen einen, der Harald Schmidt in den Schatten stellt.
Oft steigt mein Puls, wenn ich hier lese.
Bitte suchen Sie einen Verlag.
Ich mag den Text. Die Aussagen so halb. Die Kommentare nicht.
Ja, ich find meinen Kommentar jetzt auch ziemlich blöd. Aber was ich sagen wollte, ist rübergekommen. Und es war eine Botschaft an den Autoren. Und – so dachte ich – sind Kommentare zu verstehen:)
Ich finde die Kommentatoren auch alle voll blöd, vor allem solche, die zum ersten Mal hier sind und dann Kommentare hinterlassen, die inhaltlich ähnlich beschaffen sind, wie jene, von windigen Casinobetreibern oder Aphrodisiakahändlern handgespamten, die betrüblicherweise hier gelegentlich vorzufinden sind.
Ach, die Scham, welche ich über meinen ungemochten Kommentar empfinde (aber immerhin: first!), ist in Worten nicht zu schildern. Die kalte Kotze kommt mir hoch beim Gedanken an dieses nun unauslöschliche Mahnmal meines Versagens. Bitterkeit. Tod. Verwesung. Der dritte Abgrund. Die Arroganz.
Ich war gemeint! ichichich!!! Meine Striemen können nicht umsonst gewesen sein, geh Du nur zu deinen Lichterfeen und iss das Pistazieneis und lass Dir von reichen Tanten das Haar striegeln!
Nun denn, SQ, bevor Ihr Puls wieder in bedrohliche Höhen knattert: behalten Sie die Schmach, die Striemen und den wohligen Kitzel, den beide Ihnen bereiten. Ehre wem Ehre gebührt. Ich muss mir selbige wohl noch erarbeiten.
Hätten Sie einen Fernseher, hätten Sie vielleicht auch schon bemerkt, dass es jetzt fast immer einen kleinen Tierfilm gibt: merkwürdigerweise sind immer mehr Außenaufnamen immer öfter mit den Rufen von Mauerseglern unterlegt. Was soll das bloß bedeuten? Südliches Flair in the city habe ich bisher gedacht. Kürzlich war es aber aus einem Filmchen zu hören, der im Winter spielt.
Eventuell soll naiven Vielsehern vorgegaukelt werden, die Tiere zögen im Winter gar nicht mehr gen Süden.
Man mag dies als raffiniertes Fanal gegen die Klimaerwärmung interpretieren, in Wahrheit aber werden die Anstalten lediglich ihrem Bildungsauftrag nicht gerecht! Zumal sich in den Massenmedien leider seit Jahren eine begriffliche Konvergenz zwischen Schwalben und Mauerseglern abzeichnet.
All meine Kommentare werden gefangen, während andere durchkommen. :(
Ein Versuch: http://textbin.com/5378h
Kann keine möglicherweise gefilterten Kommentare von Ihnen finden, den verlinkten Text habe ich jedenfalls gelesen.
Es war nur der Text, den ich nun verlinkt habe. Nach dem ersten Mal kam ein Text, dass aus sicherheitstechnischen Gründen (oder so ähnlich) der Kommentar nicht sofort veröffentlicht wird. Habe mir gedacht, dass ich möglicherweise irgendwelche bösen Worte verwendet habe, aber er sicher bald veröffentlicht wird. Als am nächsten Tag noch nichts da war, habe ich es nochmal probiert, gleiches Ergebnis, aber vielleicht, dachte ich, war ich zu vorschnell. Nicht alle Menschen schauen täglich in die Kommentarwarteschlange. Am dritten Tag habe ich den Text dann als Link gepostet und das hat sofort geklappt.
Ach der Verlag war der ganze Zauber.. ja, darüber hätte man streiten können.
Diesen Link indes http://textbin.com/5378h finde ich ganz furchtbar. Ihr Text ist zerhackt und mit unleserlichen Buchstaben aufgefüllt. Aber ich hab doch kapiert, was Sie meinen.
Ja, es ist naiv und kindlich.. diese Sehnsucht nach einem Verlag.
Eigentlich wünsche ich Herrn No Geld und Anerkennung. Und dass man ihn schreiben lässt, was er will:)
Bei Mondaufgang hielt ich ein Highballglas in der Hand, in dem Limettensegmente schwammen. Mich dünkt, Ihr resignatives Bild, daß Sie vom Verlagswesen zeichnen, scheint reine, von Weltschmerz bejahte und von Misanthropie überhöhte Klage zu sein.
Eine Verschwörung von Menschen und Maschinen jedoch, die ihre Worte in konspirativer Absicht zurückhielten, ist meines Erachtens unwahrscheinlich. Daß der Vorgang schicksalshaft ist, liegt auf der Hand. Es scheint folglich ratsam sich unter dieses Rad zu beugen.
Der Glumm und das Fräulein Pia sind die Personen, die mein Bild vom Verlagswesen am stärksten beeinflusst haben. Der Rest ist freie Erfindung.