Hightatras

Indoor-Rodeo

Eine, mit breitkrempigen Hüten — deren Bänder rückseitig in zottelige Federverzierungen münden —, wie Cowboys ausstaffierte größere Gruppe von Arbeitern auf dem Bahnsteig, die — während im Hintergrund, in den erleuchteten Hochhäusern des märkischen Viertels die Pommes in der Fritteuse schmurgeln und vom Rodeln kommende Kinder, nachdem sie in die heiße Badewanne gesteckt wurden, in Pokémon-Schlafanzügen noch fernsehen dürfen — mit duldsam kegelclubhafter Schnauzbärtigkeit auf die betriebsgestörte S-Bahn warten.

Düdüdididüdüdüdidü

Manche Geräusche reizen mich in einer Weise die rational unergründlich ist. Diese von skrupellosen Psychoakustikern ausgetüftelte Fanfare des mit erstarrter Nahrung beladenen Tiefkühlautos, das hier stundenlang um Käufer buhlend durch die Vortstadt kreuzt zum Beispiel. Wenn die Mieter aufgeschreckt durch Ihre Wohnungen laufen oder fremde Waschmaschinen die letzten Tropfen aus feuchter Kleidung schleudern und auf dem Schreibtisch die Kaffeetassen, manchmal gar die Bilderrahmen zu vibrieren beginnen. Kartoffelchips, die knisternden Tüten entnommen, halb geöffneten Mundes, angeregt speichelnd und in Betrachtung eines Spielfilms, mit den Zähnen zermalmt und kehlig geschluckt werden.

Leergutautomaten sind mir allerdings lieber als das grobe Personal, das früher für die manuelle Annahme der Pullen zuständig war. Einfaltspinsel, die mit den Worten Hamwanich teils europaweit genormte Flaschen trotzig ablehnten, da ihnen das Etikett unbekannt erschien. Der Automat ist — obwohl stets Bierneigen und schale Limonade in sein Innerstes rinnen — in dieser Hinsicht erfreulich emotionslos. Erkennt zudem wohl auch Kasten-Teilmengen ohne Murren oder lange zu fackeln.

Triumph der Lust

Von der Küstenstraße kann ich einen besonderen silbernen Raumgleiter sehen. In den kurzen Momenten, wenn die kurvenreiche Fahrt den Blick freigibt weil die Baumwipfel sich lichten. Wie er dort nur schwebt, ohne vor und zurück. Drageeförmig, mit halbrunden Enden aus Glas. Darin üben — von hier — winzige Menschen eine Art von Kampfsport oder Tanz. Sie tragen gelbe, orangene oder rote Anzüge. Wobei die rote Farbe jenen Sportlern vorbehalten ist, die im Begriff sind den Grad der Meisterlichkeit zu erlangen, wie eine Stimme aus dem Off erklärt. Körper, die in dem träge dümpelnden Gefährt bald zum einen Ende, bald zum anderen wogen, wie die Wirkstoffkügelchen einer gigantischen Himmelstablette. Auf dem Rücksitz meines goldenen Cabriolets liegt flatternd ein Konvolut aus Buntstift-Zeichnungen, Mustern und flüchtigen Notizen auf Einkaufszetteln, gebrauchten Kuverts und so fort.

Ein Gerüst aus Stahlbeton, nachgiebig gegenüber Winterstürmen und seismischen Verwerfungen, aber hartnäckig gegenüber Zerstörung und Verfall wie ein Flakturm des zweiten Weltkriegs. Es ist ein weithin sichtbarer, finsterer Menhir, der gegen Abend, die im städtischen Tiefland gelegene Altstadt durch seine Präsenz beschattet. Von aussen betrachtet, wirkt die anthrazitfarbene Fassade aus mattem Rauchglas zwar leicht, aber doch abweisend und bedrohlich.

Luftig zu Gruppen arrangierte Sessel, bezogen mit grobem Leinen in gedeckten Bunttönen. Aubergine, Schlickgrün, Braun und Orange. Ein sehr hohes gläsernes Sprungbecken, in das in loser Folge, in Luftblasen gehüllte nackte Leiber eintauchen. Hinter lautlosen, von verborgener Haustechnik geöffneten, Schiebetüren liegen Raumteile, die paternosterartig zwischen den Stockwerken oszillieren. Geräumige, voll eingerichtete Umlaufaufzüge, die langsam an der gläsernen Fassadeninnenseite entlang, zwischen den Etagen des Wolkenkratzers empor gleiten. Bewegung und Verweilen zugleich. Roher Beton und dunkle Edelholzpaneele. Mehrsprachige Bibliotheken an deren Boden kleine wachtelartige Vögel schreitend nach Brosamen suchen, humide Gärten, Sportswear und Longdrinks — hier wird Golf gespielt, Schmetterlinge und Kolibris, die schwirrend vor üppigen Blütenkelchen in der Luft stehen, Klettern — aussen an der Fassade wie Spider-Man, thailändische Reisgerichte von Handwagen gereicht, Squash gegen eine Glaswand vor abendlichem Stadtpanorama, Saunen und freizügige Bäder, eine neoklassizistische Theaterarena aus blossem Beton zur Aufführung moderner und antiker Dramen, Bigbandsound und Exotica, aus Stein gehauene Statuen, die das Leben und die Schönheit der Säugetiere verherrlichen, ruhige, umlaufende Balkone und ein weitläufig labyrinthischer Landschaftsgarten auf dem Dach — im 104. Stock, auf den wildumwucherten Lichtungen treffen sich die Liebenden, Obst und psychedelische Drogen, mit scharlachrotem Samt ausgekleidete Kinosäle und eine schneidend kalte Eisarena, gleißendes Neonlicht dort und weiße Kacheln, die Kanzel des DJs ist eingerahmt von gebürsteten, stählernen Rohren aus denen jaulend, unter Hochdruck Trockeneis entweicht und an deren unteren Enden leistungsstarke Bassboxen eingelassen sind; auf der riesigen Eisfläche proben einige hundert Frauen in silbernen Latexanzügen ein kubistisches Eisballett. Die sonst unablässig selbsttätig arbeitenden, wendigen, kleinen Eisaufbereitungsroboter warten derweil im Standby-Modus am Rand.

Ein Hochhaus der Lebensfreude, dessen Architektur dazu angelegt ist, geistig-epikureische und körperliche Lust zwanglos zu vereinen.

Wegzehrung

Großzügig mit Harzer Käse belegte Graubrotstullen in Wachspapier und Brotbüchse. Einwickelpapier anschließend ordentlich zusammenfalten. Dazu hartgekochte Eier. Einzeln einem Eierkoffer aus Bakelit entnommen. Anbieten! Hagebuttentee in einer — mit isolierendem Filzbezug ummantelten — Trinkflasche zum Umhängen. Eiserne Reserve: Früchteriegel aus dem Reformhaus.

Sitzgruppe mit Hund und ohne Worte

Ich sitze einem Mann um die Sechzig schräg gegenüber, dem die Backen herabhängen wie einem ergrauten snobistischen Engländer. Er teilt sich seinen Sitzplatz im Bus mit einem mittelkleinen Windhundmischling, dessen Fell in Farbe und Struktur ebenso beschaffen ist wie die lehmfarbene Übergangsjacke des Hundehalters. So wie er sitzt, den Hund halb verdeckend, scheint es, als sei die leger geschnittene Jacke eine Spezialanfertigung für eine bemerkenswerte Chimäre; ein Ruheständler aus dessen Hüfte sich der Körper eines agilen Windhundes ausstülpt. Falten der flauschigen Jacke, die sich in weichen Hautfalten des Hundes fortzusetzen scheinen, die mit blonden Haaren bewachsene, prankenhafte Linke des Mannes, die dem Hund — ihn gleichzeitig umarmend — den Hals krault, so daß dieser, wohlig hechelnd seinen Kopf wendet, mit der Zunge über die Lefzen fährt und sein menschliches Ebenbild aus hervortretenden Augen devot anblickt. Der Hund hat sehr große dunkle Kulleraugen zwischen denen sich gelegentlich eine kleine Falte aus Fell bildet.

Dem Mischwesen gegenüber sitzt ein Mädchen, deren milchkaffeefarbenen Wildlederstiefel die Sitzgruppe zu einem harmonisch erdigen Dreiklang vervollkommnen. Als der Hund einmal seinen Kopf schieflegt und das Mädchen mit dem kastanienbraunen Haar so geradeheraus ansieht, streckt jene, einem wohl genetisch bedingten Reflex folgend, die Hand aus, so als wolle sie das Tier streicheln. Der Mann schüttelt nur leicht den Kopf. Eine vage Geste zwar, zudem nachlässig ausgeführt, in der doch ein Höchstmaß an Nachdruck liegt. Irritiert verharrt ihre schöne Hand — auf halbem Weg zur Liebkosung gebremst — in der Luft. Die schlanken Finger, die bereits die Gegenform zu dem zierlichen Hundekopf bildeten, schon das seidigwarme Fell zu spüren meinten, erschlaffen ein wenig, fächern sich anmutig auf und sinken schließlich zurück in ihren Schoß. Sie blickt den Rest der Fahrt etwas pikiert aus dem Fenster.

Die Ost-Westachse

Auf Nachfrage eines bekannten Weblogautors, dem ich zufällig auf einem Basketball-Spielfeld begegne, berichte ich von meinem epischen Roman, den zu schreiben ich bei unserem letzten Zusammentreffen andeutete. Mein Gegenüber trägt einen grünen Pullunder und eine Brille mit schmalem Horngestell. Es handelt sich um die Geschichte einer Architektenfamilie, deren schleppenden Zerfall und schließlichen Untergang der Roman in kühlem Realismus beschreibt. Ein großangelegtes Werk, an dem ich schon seit Jahren arbeite, es immer wieder verwerfe und von neuem beginne, steht nun vor der Vollendung. Die Klimax des Romans beinhaltet zugleich die unausweichliche, bereits ahnbare Katastrophe sage ich sybillinisch und zwinkere spaßenshalber mit dem linken Auge. Des Architekten Plan sieht vor, eine ganze Stadt radikal neu zu gestalten, großzügiger, luftiger und brutalistischem Futurismus verpflichet. Es gilt breite Verkehrs- und Sichtachsen durch eine fiktive gründerzeitliche Stadt zu schlagen. Den Direktiven des Architekten folgend, bedient man sich dabei gigantischer Abrissmaschinen. Schweres Gerät wie es ähnlich auch im Tagebau verwendet wird. Halbautomatisch fressen sich mit Schaufelrädern bewehrte Panzerfahrzeuge durch die unmoderne Bausubstanz. Beim Anblick der von Schwarzschimmel zerfressenen Arabesken an den morschen Fassaden versteift sich die Unterlippe des Architekten.

Ein Heer von Arbeitern ist alleine damit beschäftigt, die riesige Baustelle vermittels Schläuchen zu bewässern um dem allgegenwärtig entstehenden Staub Herr zu werden. Der Architekt stapft in Gummistiefeln durch den Matsch der den Maschinen folgenden Wüstenei, um sich ein Bild vom Fortkommen der Umgestaltung zu machen. Üblicherweise verfolgt der Architekt das Geschehen lediglich aus seinem Helikopter, da ihn das Detail wenig interessiert. Der Weblogautor hat seine campartige Brille abgesetzt und beginnt diese nachlässig zu putzen. Nahe einer aufgelassenen Eisenbahnstrecke, hat sich die Bewohnerin eines der zum Abriss vorgesehenen Häuser, aus Protest an den Gleiskörper gekettet. Sie blickt den Architekten mit einer Mischung aus Hass und Verzweiflung an. Mehr wird nicht verraten sage ich. Jedenfalls eine Geschichte von buddenbrookschem Ausmaß mit merklichen Reminiszenzen an Nikolai Ostrowski. Ich könnte mir eine Verfilmung durch Paul Verhoeven vorstellen sage ich, während sich der Weblogautor hastig verabschiedet. Man hat von mir unbemerkt in meinem Rücken ein Buffet eröffnet. Auf mittlerweile aufgestellten alten Fernsehern werden ulkige Internet-Videos gezeigt. Ganz klar, hier wird die neue Weblogshow für Pro7 aufgezeichnet, die Moderatoren Elton und Sonya Kraus sind noch in der Maske. Hinter vorgehaltener Hand munkelt man, Paris Hilton, Weblogmogul Johnny Haeusler und Don Alphonso hätten ihr Erscheinen avisiert.

Schränker

Du kriegst gleich nen Ding vorn Kopp, sagt ein Mann zornig zu dem wohl widerspenstigen Geldautomaten vor dem er steht. Am gedrungenen Hals mäandern grobe milchigblaue Tätowierungen empor.

Kyrill

Ein Kleinwagen in gedeckter Lackierung, der in einem abgelegenen Hohlweg geparkt ist. Aus dem Dunkel des Wageninneren beobachtet ein Mann in den besten Jahren einen trostlos menschenleeren Hauseingang. Zu seiner Unterhaltung erschallt Hardrock in gedämpfter Lautstärke. Vermutlich ein stümperhaft getarnter, ziemlich unglamouröser Privatdetektiv bei der Arbeit. Ein Profi würde sein ermittlerisches Wirken in dieser Situation selbstverständlich mit Kiffen oder Geschlechtsverkehr kaschieren.
Als ich gestern Nacht einmal beschloß mir selbst ein Bild des durch Deutschland tobenden Orkans Kyrill zu machen, von dem der Rundfunk zu berichten nicht müde wurde, zu diesem Behuf das Küchenfenster öffnete und mir der Wind recht erquicklich um die Nase wehte, war ich angenehm überrascht von der vorzüglichen, luftkurortartigen Frische des Orkantiefs, die hier sehr treffend mit dem Genuß eines wirksamen Halsbonbons verglichen wird. Mit beachtlicher Amplitude neigte sich die hochaufgeschoßene Tanne in Nachbars Garten mir entgegen. Weitere potentielle Gefahren, waren selbst bei eindringender, sensationsgeiler Betrachtung nicht auszumachen.

Es handelt sich schließlich um einen alteingesessenen Nadelbaum und nicht um den Berliner Hauptbahnhof. Einmal beobachtete ich, wie während eines Frühlingssturmes eine Amsel in der ächzend schwankenden Krone des besagten Baumes ein Nest baute. Einige Zeit taumelte sie in ihrem sturmgebeutelten Nest umher wie der Maat im Ausguck eines Schoners vor Kap Horn und entschied sich schließlich — der sich einstellenden Plümeranz Gehör schenkend — für einen weniger exponierten Ort zum Bebrüten ihres Geleges.
Ferner fiel beim abendlichen Blick aus dem Fenster auf, daß in der geheimnisvollen Beletage des Hauses gegenüber ein Licht brannte. Die Anlässe, zu denen mir die Wohnung belebt deuchte, lassen sich an den Fingern einer Hand abzählen. Zuletzt stand während der Hundstage des Jahrhundertsommers im letzten Jahr eine pralle Plastiktüte im sperrangelweit geöffneten Fenster. Ein anderes Mal ordneten faltige Hände im Schein einer schummrigen Schreibtischlampe randgelbe Konvolute, die wohl einem in der Ecke stehenden Tresor entnommen zu sein schienen.

Jetřichovice

Die hölzerne alte Mühle liegt an einem kleinen Wasserfall. Objektiv müsste man das fortwährende Rauschen als Belästigung empfinden, das Gehirn verklärt allerdings den Lärm romantisch und der Mensch fühlt sich wohl. Zudem ist das Gebäude von im Regen leise vor sich hin schimmelnden pittoresken Felsformationen und Nadelwald umstanden. Letzteres ist erstaunlich, wird doch ausschließlich mit salziger Braunkohle geheizt, deren Verbrennungsgas bekanntlich in feuchter Atmosphäre umgehend schweflige Säure und Schlimmeres bildet. Durch widrigen Luftdruck begünstigt kriecht der Geruch alter Öfen nächtens in meine Lunge und lässt mich mit Atemnot erwachen. Keine Kohlenmonoxiderstickungsmeise, sondern der salzige Geruch von Schwefel, gerade so als schritte der Bocksbeinige höchstpersönlich durchs Schlafgemach, einem aufgeklärten Menschen genügt es aber bei offenem Fenster zu schlafen, es riecht schließlich nur nach Ostblock. Immer nur Nebel und Regen, Matsch, wenig Räumlichkeit und trübe Farben. Ferner das verschnarchteste Silvester seit Jahren, Spaßmacher im Fernsehen und Angela Merkel, später zwei oder drei schüchterne Feuerwerkskörper, die in einigen Kilometern Entfernung abgebrannt werden. Al Jazeera zeigt zur Entspannung schinkenhafte Spielfilme, in denen Beduinen erzürnt brüllend durch die Wüste reiten und mit ihren Säbeln rumfuchteln. Im ägyptischen Fernsehen singt ein junger Mann, der mit seiner entzückenden Gespielin an mondbeschienenem Gestade zusammentraf, ein langes und trauriges Lied, er schüttelt dabei fortwährend den Kopf und schiebt leidvoll die Augenbrauen zusammen.

Am Neujahrstag ist es so mild, daß man alle Jacken und Pullover ausziehen und in den Rucksack knüllen möchte. Zwischen zwei Nieselperioden scheint sogar die Sonne. Kurze Rast auf einer warmen kleinen Felsspitze. Ein Zitronenfalter gaukelt durch die Luft und lässt sich flügelschlagend nahe meines Stiefels nieder — am ersten Januar. Leitern, enge Felspalten sowie eiserne Haken in Sandsteinfelsen gekrönt von lieblichen kleinen Pavillons aus schwarzem Holz. An anderer Stelle Basaltsteinkegel mit vermoosten Bunkern in altem Buchenwald. Die Speisen werden in der Gaststätte der Pension vornehmlich in Friteusenfett gesotten ferner wird Tiefgekühltes mit der Mikrowelle erhitzt. Das Mienenspiel meiner Bekannten wird bei Tisch mitunter von Verdruss überschattet, ist sie doch sehr auf ihre schlanke Linie bedacht. Vortrefflich ist das Faßbier, da es stets fließt. Verantwortlich dafür ist unter anderem jener Herr, der Nachmittags mit einem bibbernden Zwergpudel in das Lokal einkehrt und dort ohne Unterlass fünfzehn Biergläser austrinkt. Der Wirt gemahnt in seiner engerlingsgleichen Fahlheit und stoischen Freundlichkeit an den Inhaber einer Computerfirma in der ich einst ein Praktikum absolvierte. Er zapft das Bier schön schnell und liest ansonsten den ganzen Tag Sachbücher (Hardcover). Über Caligula, den Spiralnebel oder Bakterien um nur einige zu nennen.

Morbides Marketing

Gestern fand ich einen Kalender vom unweit ansässigen Schlachter im Briefkasten. Jeder Monat des kommenden Jahres mit neuen fettglänzenden Fleischbrocken und Knochenfragmenten bebildert. Zwar ohne erkennbaren saisonalen Bezug, dafür aber durchgehend vierfarbig. Achtkantig wanderte das mit Hautgout behaftete Machwerk in einen bereitstehenden Wertstoffbehälter. Fröhlichere, das Leben bejahende Sujets zur Illustration seiner werblichen Maßnahmen lehnt der mit proteinreichen Leichenteilen Handelnde also ab, setzt mehr aus verknöcherter Tradition als aus Vernunft auf seine schaurig ausgeleuchteten Wurststillleben. Dabei werben andere Einzelhändler längst erfolgreich mit flauschigen Kaninchen an Osterglocken, Weidenkörben, aus denen die allerdrolligsten Kätzchen lugen oder lasziv auf Kraftfahrzeugen lagernde Frauen in frivolen Trikotagen — oder gar so wie der Herr sie schuf.